Montag, 20. September 2010

Die Gewinner des Cloud Computings

Das Potential des Cloud-Computing-Marktes wird von unterschiedlichen renommierten Marktforschungsinstituten weltweit auf 16 bis 50 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Zahlen variieren aufgrund unterschiedlicher Annahmen über die Zusammensetzung des Cloud-Computing-Markts erheblich. In einem sind sich die Zahlen von Gartner, IDC, Merril Lynch und Co. jedoch einig: Der Cloud-Computing-Markt wird sich um ein Vielfaches schneller als der traditionelle IT-Markt entwickeln. IDC prognostiziert zudem, dass bereits in 4 Jahren ein Drittel aller neuen Softwarekäufe als Software as a Service oder ein anderes Cloud-Service-Modell geliefert werden und dies knapp 15% der weltweiten Softwareausgaben entsprechen wird.

Aktuelle Diskussionen zeigen aber auch, wie wichtig das öffentliche Internet für den wirtschaftlichen Erfolg von Cloud Services sein wird. Die kürzlich angestoßene Diskussion über Verizon und Google zum Thema Netzneutralität, die von weiteren Telekommunikationsanbietern dankend aufgenommen wurde, zeigt deutlich, dass das Internet die tragende Rolle im Aufbau neuer Public-Cloud-Computing-Geschäftsmodelle innehat.

Die Verfügbarkeit und die uneingeschränkte Nutzung des Internets sind der zentrale Bestandteil des Erfolgs von Cloud Computing. Bisher kann kein Public-Cloud-Service-Anbieter ein End-to-End Service Level auf seinen Service anbieten, sondern ist auf die Verfügbarkeit des öffentlichen Internets angewiesen. Wenn Public Cloud Computing Services in Unternehmen eine Alternative zur Inhouse-IT einnehmen sollen, muss sich die „Black Box“ Internet in ein SLA-geprägtes Angebot wandeln. Dies ist eine einmalige Chance für Telekommunikationsunternehmen, die mit dem Wandel zu Cloud gestützten Geschäftsmodellen die zentrale Rolle für die Service-Qualität einnehmen. Daraus ergeben sich eine Vielzahl neuer Chancen, insbesondere für den Telekommunikationsmarkt, also Unternehmen, die die Netzwerkinfrastruktur besitzen und managen. Sie nehmen im Vergleich zu den herkömmlichen, webbasierten Geschäftsmodellen eine diametral ausgerichtete Rolle ein. Herkömmliche webbasierte Geschäftsmodelle, die ausschließlich auf der Komponente „Access“ aufgebaut sind, erlauben nur eine geringe Differenzierung durch den Netzanbieter. Dadurch hat der Netzwerkbetreiber lediglich einen vernachlässigbaren Einfluss, da Zugangsgeschwindigkeit und Qualität keine zentrale Rolle spielen. Bei cloudbasierten Geschäftsmodellen ändert sich dies zunehmend. Insbesondere durch den Wunsch, auch zentrale Anwendungen der Enterprise IT in öffentliche Cloud-Umgebungen zu migrieren oder durch SaaS-Modelle zu ersetzen, übergeben Unternehmen den Netzwerkbetreibern zusätzliche Verantwortung. Die Netzwerkbetreiber müssen entsprechende Quality-of-Service-Vorgaben gewährleisten, die die Verfügbarkeit, Bandbreite sowie Sicherheit regeln. Netzwerkbetreiber nehmen damit eine zentrale Rolle im Erfolg von öffentlich zugänglichen Cloud Services ein. Telekommunikationsunternehmen erhalten durch den Wachstumsmarkt Cloud Computing eine einmalige Chance, den Markt mit zu entwickeln und am Wachstum zu partizipieren. Durch die Garantie eines End-to-End Service Levels in der Nutzung von Cloud Services, können Netzwerkbetreiber zur Schlüsselfigur in der Entwicklung öffentlicher Cloud-Angebote werden. Gleichzeitig öffnet sich der Markt für flankierende Cloud-Angebote. Zusätzliche Dienste, die Cloud-Nutzern in Punkto Sicherheit, Datenschutz und Disaster Recovery unterstützen, sowie dedizierte Hosting-Angebote für Cloud-Service-Anbieter, sind nur die offensichtlichsten.

So raketenhaft die Entwicklung des Cloud-Computing-Marktes prognostiziert wird, flankiert wird die Entwicklung durch neue Abhängigkeiten, deren Kosten für die Cloud-Service-Nutzer noch nicht genau abschätzbar sind. Eins läßt sich aber bereits feststellen: Die Telekommunikationsunternehmen werden die Gewinner des Cloud-Computing-Marktes sein.